Auf der Oder bis Stettin..
Gruppenfahrt auf der Oder nach Stettin
Die Idee war schon lange im Kopf….
Da leben wir nun schon ein Leben lang an diesem großen Fluss und haben es immer noch nicht geschafft, ihn vollständig zu befahren. Früher hat uns der Grenzverlauf eingeschränkt, heute sind es die Schutzmaßnahmen der Biosphäre, aber irgendwie sollte es doch mal klappen.
Also wurde im Kanuverleih Oderberg unter der Initiative von Karsten Förster die Tour vorgeplant und im Freundeskreis besprochen. Da keiner von uns die Strecke bis zum Ende kannte, freuten wir uns auf eine richtige Erkundungstour. Wir hatten uns auf einen Termin vom 1.bis 3.8.2005 geeinigt, der schönsten Sommerzeit und kamen auf acht Teilnehmer.
Am Montag den 1.8.trafen wir uns dann auf dem Gelände des Kanuverleih um 9 Uhr zu unserer großen Tour. Das war schon eine bunte Gruppe die sich da eingefunden hatte, erfahrene Yukon Kanuten und Neueinsteiger rüsteten gemeinsam die Boote.
Mit den guten Wünschen der Mitarbeiter vom Kanuverleih paddelten wir los.Das Wetter war uns gnädig, die Stimmung bestens, was sollte da schief gehen.
Nach einer ersten kurzen Rast passierten wir in Hohensaaten die große Schleuse zur Ostoder. Ein gewaltiger Eindruck , wir in unseren Nussschalen in diesem großen Trog.
Die Wassermassen bewegten sich und wie von Geisterhand öffnete sich das große Hubtor zur Oder. Schnell noch die Abmeldung beim Zoll, denn wir bewegten uns ja auf einem Grenzfluss und ab ging die Fahrt.
Die Oder hatte eine Fließgeschwindigkeit von 6 Km / h. Wir haben das schnell mit den Kilometerzeichen am Ufer erkundet und spürten es bei jeder Uferberührung. Nach der ersten Stärkung auf polnischer Seite, in altbewährter Form der Regionalmarke, steuerten wir unserem ersten Nachtlager entgegen.
Hatten wir uns doch vorgenommen, es bis hinter Schwedt zu schaffen. Die Fahrt ging flott voran, vorbei an Auenwiesen auf der einen und Mischwaldhügeln auf der anderen Seite. Wir schauten viel und genossen das weite Flusspanorama. Die Oder hatte einen ruhigen Lauf, wenig Schiffsverkehr nur ab und an ein paar saisonbedingte Sportboote .Hier und da saßen polnische Angler die uns freundlich zuwinkten.
Von Weiten sahen wir schon die Grenzbrücke von Schwedt und mit ihr kamen wir unserer ersten Etappe näher. Bald fanden wir ein gemütliches Plätzchen das genügend Platz für unsere Zelte bot. Schnell wurde alles hergerichtet, Lagerfeuerholz gesammelt, Zelte aufgestellt und der Kocher für die warme Mahlzeit angeheizt.
Als das Feuer dann brannte war die Stimmung perfekt. Wir saßen bis tief in die Nacht, tauschten Erlebnisse aus und ließen den klaren Sternenhimmel auf uns wirken. Irgendwann tauchten noch zwei polnische Grenzbeamte auf, die sich aber nur kurz nach unseren Dokumenten erkundigten. Es gab noch ein Lob auf das neue Europa, alle lachten und wir waren zufrieden.
Am anderen Morgen zogen wir gestärkt weiter, diesmal bis Gryfino. Auf dem Wasser gehen einem manchmal die Dimensionen durcheinander, zumal wenn man sich nur mit der eigenen Muskelkraft bewegt.
Schnell noch eine kurze Orientierung auf der Wasserwanderkarte, dann war der Kurs wieder klar. Zur linken Seite lag die Westoder, die wir aber nicht berührten.
Die Landschaft wurde weiter, gesäumt von breiten Schilfgürteln und einem breiten Flusspanorama . Die großen Fabrikschornsteine säumten unsere Fahrt und schienen nicht näher zu kommen. Wir ließen uns einfach treiben und tauschten unsere Eindrücke aus. Irgendwann rückte dann aber Gryfino doch in greifbare Nähe.
Unmittelbar vor der Stadt befand sich ein guter Liegeplatz, den uns badende Kinder mit der größten Selbstverständlichkeit bewachten.
Ein buntes wohlbekanntes Markttreiben empfing uns und vermittelte uns ein Urlaubsgefühl wie im tiefsten Ausland .Wir suchten uns eine gemütliche Gaststätte und genossen die Abendstimmung. Wo waren wir eigentlich? Wirklich erst einen Tag von zu Hause entfernt? So ein Kanu kann einem schon ein völlig neues Reisegefühl vermitteln.
Ein Schlafplatz war dann schnell ein paar Km hinter der Stadt gefunden. In Polen ist eben alles noch ein wenig unkomplizierter. Der Zeltaufbau ging diesmal noch etwas schneller und da wir das Abendbrot gespart hatten saßen wir gleich am Lagerfeuer und ließen bei Liedern zur Mundharmonika den Abend ausklingen.
Nach einem kräftigen Frühstück am anderen Morgen stand die letzte Etappe an. Stettin war noch um die Zwanzig Km entfernt. Die Landschaft wurde wieder etwas abwechselungsreicher und wir waren richtig gespannt auf die große Stadt.
Wir kamen schnell voran, mussten ein paar Abfahrten beachten und bewegten uns in Richtung Vorstadt. Die ersten Siedlungen zeigten sich und mit einem großen Hinweisschild kündigte sich ein polnischer Kanuverleih an. Da fuhren wir natürlich hin! Karsten Förster stellte schnell den Kontakt her und wenn wir nicht ein anderes Ziel gehabt hätten, hier wären wir bestimmt länger geblieben.
Dann zeigten sich die ersten Krananlagen. Wir sahen die Werftanlagen vom Wasser aus und kamen nach der nächsten Abfahrt direkt in den Hafen.
Das war ein unbeschreiblich erhebendes Gefühl! Gerade noch in der Wildnis und dann dieses große Panorama . Wir hatten wirklich unser Ziel erreicht … Stettin!
In unmittelbarer Hafennähe fanden wir einen kleinen Liegeplatz für Motorboote, an dem wir unkompliziert bleiben konnten. Die große Stadt lud zum Staunen und Bummeln ein und natürlich fanden wir auch noch eine gute Gaststätte für ein zünftiges Abschlussessen.
Per Handy wurde ein Mitarbeiter vom Kanu Verleih, durch die Stadt gelotst, der uns dann nach Hause fuhr.
Dort angekommen, wurden wir noch mit einem Sekt empfangen und mussten feststellen – eine rund um gelungene Reise.
Mit freundlicher Empfehlung
Martin Polack